Europäische Akademie für Landschaftskultur
European Academy for the Culture of Landscape
Académie Européenne pour la Culture du Paysage
Accademia Europea per la Cultura del Paesaggio
WARUM LANDSCHAFT?
Zum Anliegen der Akademie
Was ist Landschaft?
In Übereinstimmung mit der Landschaftskonvention des Europarates betrachtet die Europäische Akademie für Landschaftskultur Landschaft als ein Ganzes, in dem die naturgegebenen und kulturellen Elemente als eine charakteristische Atmosphäre wahrgenommen und erlebt werden. Hierin wird auch die Schönheit und Eigenart europäischer Landschaften erfahren, deren Identität zutage tritt, sobald ihre Geschichte als Biographie in Verbindung mit dem Menschen betrachtet wird. Landschaft ist die vom Menschen sinnlich wahrgenommene Natur. Wie der Mensch über eine Landschaft denkt, bestimmt mit, wie er sie wahrnimmt und dementsprechend auch gestaltet. Die Entwicklung einer Landschaft ist ein Spiegel der Bewusstseinsentwicklung ihrer Bewohner. Landschaft ist ein Prozess zwischen dem Menschen und der Natur. Die daraus entstehende Vielfalt europäischer Landschaften repräsentiert den Abwechslungsreichtum natürlicher Bedingungen und zeigt, wie unterschiedlich sich das Verhältnis von Mensch und Natur entwickelt hat. Landschaft umspannt das weite Spektrum von naturnahen Landschaften, Flüssen und Seen, Wäldern und Gärten, hochproduktiven, land-, forstwirtschaftlich und gärtnerisch genutzten Gebieten, über Dorf- und Parklandschaften bis hin zu den dichtbesiedelten Städten mit ihren Industrie- und Gewerbegebieten und den Verkehrsflächen und -wegen.
Was ist „Landschaftskultur“?
Landschaftskultur ist zunächst das Ergebnis dessen, wie mit Landschaft umgegangen wird und wie sie geschätzt wird. Unter Landschaftskultur kann darüber hinaus die aktive Entwicklung des eigenen Verhältnisses zur Natur in Denken, Fühlen und Wollen verstanden werden. Das kann sowohl in den konkreten Kulturmaßnahmen in der Landwirtschaft oder in der Landschaftspflege als auch in der geistigen Kultur des Menschen sichtbar werden, aus der heraus sich sein Verhältnis zur Natur bestimmt. Da von der Art und Weise, wie der Mensch Landschaft wahrnimmt bzw. denkt, abhängt, welche Arten von Landschaften entstehen, legt die von PETRARCA geförderte Landschaftskultur ein verstärktes Augenmerk auf die Schulung des Wahrnehmungsvermögens einerseits, wie auf die Ausbildung von natur- und lebensgemäßen Denkweisen andererseits.
Die Wahrnehmung und der Austausch der individuellen Erfahrungen und Erlebnisse stärkt eine Gemeinschaftsbildung, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen für die Entwicklung der eigenen Umgebung.
Begegnungsräume mit der Natur und miteinander zu schaffen, die eine Wertschätzung und persönliche Beziehung mit der Landschaft ermöglichen, ist daher eine wichtige Aufgabe. Diese Arbeit kann eine Gemeinde oder Region impulsieren, so dass Natur und Landschaft eine Stimme haben als wichtiges Element für eine nachhaltige Zukunftsperspektive. Das so entstehende öffentliche Interesse kann wesentlich dazu beitragen, Landschaft gemeinsam in einer ihr gemäßen Weise zu pflegen und zu gestalten.
Die europäische Landschaft heute
Mit der Industrialisierung der Landnutzung und der Globalisierung der Gesellschaft, haben Landschaften ihre essentielle Bedeutung und Funktion verloren. Reduziert zu Produktionseinheiten haben ihre regenerierenden und heilenden Potentiale sowie ihre kulturelle und natürliche Vielfalt und unverwechselbare Eigenart deutlich abgenommen. Die Zerstückelung der Landschaft durch zahlreiche Nutzungsinteressen trat an die Stelle des Sinns für Schönheit und Ganzheit.
Als eine Reaktion auf diese Entwicklung wird in vielen Ländern von den verschiedensten Menschen eine nachhaltige Entwicklung gefordert, die eine behutsame Kultivierung und Bewahrung der regionaltypischen Landschaften Europas anstrebt. PETRARCA stellt sich dieser Herausforderung, eine lebendige Entwicklung vielfältiger und individueller Landschaften zu fördern und zu begleiten.
Die Europäische Landschaft von morgen – eine kulturelle Bildungsaufgabe?
Wenn wir als Menschen gewillt sind, die gegenseitige Abhängigkeit zwischen unseren Landschaften und uns selbst anzuerkennen, dann können wir unseren Bezug zur Umgebung, in der wir leben, bewusst in der Art einer kooperativen Partnerschaft erneuern. In einer so erneuerten Beziehung von Mensch und Natur kann das reine utilitäre Denken nicht mehr vorherrschen. Es wird daraus eine eher sorgende, gegenseitig unterstützende Haltung erwachsen.
Aus dem rein auf Nutzung ausgerichteten Handeln entsteht die Kultivierung der Landschaft im Respekt für die natürlichen Lebenszusammenhänge. So ernähren wir die Natur und die Natur ernährt uns sowohl physisch als auch spirituell. Auf diese Weise finden wir das Leitbild für eine moderne multifunktionale Landschaft. Die Entwicklung und Kultur der Landschaft wird eine gemeinsame Aufgabe aller Menschen, ein neuer bewusst gefasster kultureller Impuls basierend auf der Anerkennung und Achtung für die Landschaften Europas kann entstehen.
Es wird deutlich, dass ein zukünftiges Bewusstsein für die Landschaft nicht zuletzt eine Erziehungs- und Bildungsaufgabe darstellt.
PETRARCA will daher verstärkt die Ausbildung von Wahrnehmungsfähigkeiten auf den unterschiedlichen Ebenen erforschen und unterstützen und damit eine eigenständige Urteilsfähigkeit als Grundlage für verantwortliches Handeln fördern.
Es geht vor allem darum, in der Landschaft den Sinn für ihre Lebensvorgänge zu entwickeln und deren Zusammenspiel mit ästhetischen und physischen Wirkungen zu erkennen. Wesentlich ist dabei auch, Individualisierungsprozesse in der Landschaft zu bemerken, die das Charakteristische, die Eigenart eines Ortes prägen. Der Sinn für das Ganze wird wesentlich unterstützt, indem künstlerische Ausdrucksmittel methodisch einbezogen werden.