Europäische Akademie für Landschaftskultur
European Academy for the Culture of Landscape
Académie Européenne pour la Culture du Paysage
Accademia Europea per la Cultura del Paesaggio
Landschaft durch Soziale Landwirtschaft entwickeln
Durch Landwirtschaft, durch viele helfende Hände Kulturlandschaft schaffen und Natur entwickeln: hier kann Soziale Landwirtschaft eine Vorreiterrolle einnehmen. Die Zuwendung zu Menschen mit Unterstützungsbedarf, die - so die Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention - als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft betrachtet werden sollen - liegt den meisten Initiativen der Sozialen Landwirtschaft als Motiv zugrunde. „Soziale Inklusion“ in der Landwirtschaft verändert die Betriebe: nicht mehr die Wegrationalisierung von Handarbeit hat oberste Priorität, sondern es geht darum, den Hof, die Betriebsabläufe so zu gestalten, dass sinnvolle Handarbeit geschaffen wird, wodurch sich Menschen, die sich oft ihr ganzes Leben als Hilfeempfänger erlebt haben, selbst in die Lage versetzt sehen, selbst etwas Positives für den Betrieb, für die Landwirtschaft zu leisten - und noch mehr: etwas in Bereichen zu leisten, die auf dem herkömmlichen Landwirtschaftsbetrieb (hier bildet auch der Ökolandbau keine Ausnahme) aus Mangel an helfenden Händen der Zeitknappheit zum Opfer fallen. Die pflegende Zuwendung zur Natur, die bewusste Förderung von Biodiversität, von Maßnahmen, die die Entwicklung von Natur und Kulturlandschaft fördern, wird möglich. Pflegemaßnahmen wie die Offenhaltung artenreicher Gebirgswiesen auf dem genannten Hof in den Vogesen, aber auch „Pflege durch Nutzung“, indem Hecken durch die Gewinnung von Laubheu verjüngt werden, das dem Vieh als diätetisch wirksames Winterfutter zur Verfügung steht und Tierarztkosten senkt … Soziale Landwirtschaft hat das Potenzial zur Ökologischen Inklusion, zur Pflege, zur Zuwendung und In-Wert-Setzung von Landschaftsbestandteilen, die als „Ödland“ und Brachen aus dem Hofzusammenhang im Zuge der Industrialisierung der Landnutzung längst herausgefallen sind. Voraussetzung ist auch hier die Sensibilisierung für Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungsbedarfe von Natur und Landschaft –Landschaftswahrnehmung ist hier der erste Schritt.
Zum Weiterlesen:
van Elsen, T., Köppl, K., Kalisch, M. (2006): Soziale Landwirtschaft. Eine Perspektive für Natur und Kulturlandschaft. - Ökologie & Landbau 139 (3): 22-24, Bad Dürkheim.
Kalisch, M., van Elsen, T. (2008): Kulturlandschaftsgestaltung in landwirtschaftlichen Betrieben mit Integration von behinderten Menschen − Fallbeispiele in Deutschland. – In: van Elsen, T. (Hrsg.): Von der einzelbetrieblichen Naturschutzberatung im Ökolandbau zum Gesamtbetriebskonzept. - FiBL Deutschland e.V.: 133-151, Witzenhausen.